In der griechischen Antike und im chinesischen Altertum machten sich Denker und Philosophen systematisch an das Werk, unsere Welt zu entschlüsseln. Bei diesen Überlegungen spielte auch das Feuer eine wichtige Rolle. Es galt als eines der „Elemente“, aus denen die Welt zusammengesetzt sein sollte.

Die vier Elemente - © Joujou / pixelio.de
Die vier Elemente – © Joujou / Pixelio.de

Griechische Antike

Die Vier-Elemente-Lehre war einer der frühesten Ergebnisse philosophischer Spekulation. Sie entstand im 5. Jahrhundert vor Christi Geburt und sah die Elemente Feuer, Erde, Wasser und Luft vor. Erfinder dieser seinerzeit sehr populären Theorie war der 495 v.Chr. geborene Philosoph Empedokles.

Laut Empedokles hatte jedes Element bestimmte Eigenschaften. Mischte man die Elemente im richtigen Verhältnis, konnte man alle beliebigen Substanzen bilden. Außerdem gehörte zu jedem Element eine bestimmte Gottheit. Zu Zeiten von Empedokles galt das Feuer als Element des „Göttervaters“ Zeus und stand für Ehrgeiz und Zielstrebigkeit.

In den kommenden Jahrhunderten wurden immer mehr Eigenschaften dem Feuer und den anderen Elementen zugeordnet. Es entstand ein komplexes Gedankenkonstrukt, das wichtige Aspekte der stofflichen Existenz und des menschlichen Lebens erklären sollte. So nahm man an, dass im menschlichen Körper eine Art Feuer wirkte, um das „Pneuma“ zu verarbeiten. Pneuma war in dieser Theorie eine Art Lebenselixier, das Menschen einatmen.

Eine besondere Rolle gewann das Feuer, als man es später in der Antike mit dem Metall Gold assoziierte. Hier nahm auch die Alchemie ihren Ursprung, die (unter anderem) versuchte, dieses seltene Edelmetall herzustellen. Die Vier-Elemente-Lehre beeinflusste das Denken der Menschen über das europäische Mittelalter hinweg und wurde erst mit den wissenschaftlichen Erkenntnis- und Aufklärungsprozessen der Neuzeit in esoterische Nischen verdrängt.

Chinesisches Altertum

Noch älter als die griechische Denkschule ist die Fünf-Elementen-Lehre aus China. Sie wurde vor mehr als 3000 Jahren entwickelt und kannte neben den Elementen Feuer, Wasser und Erde außerdem Holz und Metall (dagegen keine Luft). Auf diese Elemente führten die chinesischen Philosophen die gesamte Natur und ihre Wandlungsprozesse zurück. Hierbei symbolisierte das Feuer (huŏ) im Besonderen Aktion und Dynamik.

Im Gegensatz zur griechischen Denkweise standen für die traditionelle chinesische Philosophie organische, zyklische Prozesse im Vordergrund. Das Element Feuer war in diesem Sinne kein statischer Inhaltsstoff, sondern eine Art wandelbares Stadium. Zwischen den Elementen, die ein Gleichgewicht bildeten, bestanden unterschiedliche Beziehungen, die oft auf einem Kreis dargestellt wurden.

Feuer war unter anderem mit folgenden Begriffen assoziiert: Himmelsrichtung Süd, Geschmack bitter, Jahreszeit Sommer, Planet Mars, Farbe gelb. Die vielen verschiedenen Ausdeutungen sind aus westlicher Perspektive recht ungewohnt. Eine ausführliche Erläuterung der Fünf-Elementen-Lehre gibt es bei Wikipedia.

Astrologie und Esoterik

Die philosophische Spekulation über die Grundelemente wirkte bis in die Gegenwart fort. Zum Beispiel wird das Element Feuer den astrologischen Tierkreiszeichen Widder, Löwe und Schütze zugeordnet. Auch Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sowie der Psychologe Carl Gustav Jung bedienten sich teilweise den „Elementen“.

Die heute praktizierte Harmonielehre des Feng Shui hat fernöstliche, teilweise chinesische Wurzeln. In einer Wohnung, die nach den Prinzipien des Feng Shui ausgestaltet werden soll, gelten Arbeits- und Wohnzimmer als „Yang-Bereich“, die zum Element Feuer gehören. Angeblich wird das Feuer – und die damit verbundenen Eigenschaften – durch verschiedene Farbvarianten von Grün, Blau und Gelb gefördert. Ähnliches soll durch rechtwinklige Formen geschehen. Aber dies ist wohl eine Wissenschaft für sich…

Das Element Feuer