Zwei Schornsteine – Quelle: Klaus Steves / pixelio.de

Schon die deutschen Redewendungen zeigen: Ein Schornstein ist mehr als ein simpler Rauchabzug. So kann man zum Beispiel buchstäblich sein Geld zum Schornstein rausjagen – oder auch dem Weihnachtsmann/Nikolaus einen Eintritt ermöglichen.

Schon die fortschrittlichen Römer kannten (selbstverständlich) Schornsteine für ihre „Hypokaustum“ genannten Bodenheizungen. Mit diesem Komfort waren sie den „Barbaren“, von denen sich die Römer umgeben sahen, mehr als eine Nasenlänge voraus. Die typischen Wohnstallhäuser der germanischen Stämme besaßen wohl nur einfache Rauchöffnungen am Dachgiebel. Auf diese Weise abgeschottet, blieb die kostbare, beim Kochen und Heizen entstehende Wärme im Hausinneren. Aber die rauchige Luft wird das Atmen erheblich erschwert haben und war sicher nicht gesundheitsförderlich.

Von den Rauchküchen zur russischen Röhre

Nach dem Untergang des römischen Reiches dauerte es hierzulande bis ins Mittelalter, dass gemauerte Rauchfänge wieder weitere Verbreitung erzielten. Geheizt wurde üblicherweise mittels offenem Feuer, dessen aufsteigender Rauch außerdem dazu diente, Fleisch und Fisch zu räuchern und so länger haltbar zu machen. Während in den Städten und in herrschaftlichen Häusern etwa ab 1200 der Kachelofen Einzug hielt, waren in ländlichen Regionen bis weit ins 19. Jahrhundert sogenannte Schwarze Küchen üblich. In diesen „Rauchküchen“ konnte die rußige Abluft nur notdürftig abziehen.

Frühe Schornsteine bestanden manchmal aus Holz, was die Brandgefahr deutlich erhöhte. Gemauerte Mantelschornsteine, die äußerlich bereits heutigen Lösungen ähnelten, kamen etwa ab dem 18. Jahrhundert auf. In ihrem Inneren konnte der Schornsteinfeger persönlich auf- und absteigen. Mit der Einführung der „russischen Röhre“ (auch Russischer Kamin genannt) wurde der Querschnitt schließlich verengt. Dies hatte den Vorteil, dass sich der Luftzug des Kamineffekts verstärkte und somit weiter entfernte Öfen über den Kamin angeschlossen werden konnten.

Das moderne Luft-Abgas-System

In den vergangenen Hundert Jahren entwickelten sich verschiedene Typen von Hausschornsteinen, die sich unter anderem in der Komplexität der Luftführung unterscheiden. Sie werden systematisch unterteilt in ein-, zwei- und dreischalige Schornsteine. Ein häufig gewähltes Modell ist der LAS-Schornstein (Luft-Abgas-System) mit zwei getrennten Führungen für warme Abgase und kühlere Zuluft. Je nach Einsatzzweck und baulichen Gegebenheiten kommen auch mehrschalige Schornstein-Konstruktionen und Dämmschichten zur Anwendung. Ein heutiger Fachhandel für Schornsteine bietet eine große Palette möglicher Lösungen an, die auf unterschiedlichste Anforderungen und Umweltauflagen abgestimmt sind.

Nachdem es also in der Menschheitsgeschichte über Jahrtausende ein Problem war, das Herdfeuer sauber und komfortabel in die häusliche Wirtschaft zu integrieren, gab es insbesondere seit dem 19. Jahrhundert große Fortschritte. Moderne Herde und Kamine sowie ausgeklügelte Schornsteintechnik sorgen heute für ein angenehmes, gesundes und umweltfreundliches Wohnklima.

Ab durch den Schornstein