Um heutzutage ein Feuer zu entflammen, reicht ein Einwegfeuerzeug und ein wenig trockenes Brennmaterial. Allerdings gibt es einige traditionelle Alternativen, die mit etwas Übung erstaunlich gut funktionieren. Unsere Vorfahren, die Urmenschen, mussten mit den Materialien auskommen, die ihnen die Natur anbot. Und auch bei manchen abgeschieden lebenden Völkern sind solche archaisch wirkenden Techniken noch im praktischen Einsatz.
Feuerschlagen
Spätestens vor 32.000 Jahren haben die Menschen die allererste Methode erfunden, aus eigener Kraft Feuer zu erzeugen: das Feuerschlagen. Damit diese Technik Erfolg hat, braucht es drei Bestandteile:
- Pyrit oder Markasit. Diese beiden Eisensulfid-Minerale werden teilweise auch als „Schwefelkies“ bezeichnet. Die Moleküle, aus dem die goldglänzenden Kristalle gebildet werden, bestehen aus einem Eisenatom und zwei Schwefelatomen. Sowohl Pyrit als auch das instabilere Markasit kommen an zahlreichen deutschen Fundorten vor.
- Feuerstein. Dieser häufige Stein besteht vor allem aus dem Mineral Silizium. In Form geschlagener Feuerstein fand in der Steinzeit vielseitige Verwendung, zum Beispiel für Jagdwaffen, Messer und Schmuck. Da der Bedarf hoch war, wurden Feuersteine wurden in regelrechten Bergwerken abgebaut.
- Zunder. Im weitesten Sinn bezeichnet Zunder einen leicht entzündlichen Brennstoff. Sehr gut geeignet ist dafür der namensgebende „Zunderschwamm“. Dieser weit verbreitete Baumpilz hat ein Innenleben aus feinen Röhren. Das beste Brennmaterial stammt aus seiner mittleren Schicht.
Zum Feuermachen schlägt man beide Steine gegeneinander. Durch die entstehende Reibung sprüht der Pyrit bzw. Markasit Funken. Diese Funken müssen auf den Zunder fallen. Bildet sich nun ein winziges Flämmchen, kommt der kritische Moment: Jetzt muss man die Flamme anblasen und weiteres Brennmaterial (wie Stroh) heranlegen.
Das Feuerschlagen funktioniert auch mit Pyrit und Quarz oder mit Stahl und Feuerstein. Bis ins 19. Jahrhundert hinein schlugen die Menschen Feuerstein gegen Stahl, um ihren Ofen anzuheizen.
Feuerbohren und Feuersägen
Laut Steinzeitexperten gibt es keinen Beweis dafür, dass die Urmenschen tatsächlich durch Feuerbohren und verwandte Techniken Feuer erzeugt haben. Wissenschaftlich belegt ist lediglich das Feuerschlagen. Folgender Aufbau gibt die besten Chancen, tatsächlich ein Feuer zu entfachen:
- Bohrbrett. Dieses Holzbrett liegt fest auf dem Boden und wird am besten mit dem Fuß fixiert. Das Brett besitzt eine Vertiefung, an dem der Feuerbohrer ansetzen kann, und eine Kerbe, die vom Rand des Bohrbrettes bis zur Vertiefung führt.
- Feuerbohrer. Der „Bohrer“ besteht aus einem geraden, an beiden Enden angespitzten Holzstab. Er lässt sich zwischen beiden Händen drehen. Ist die Reibung am unteren Bohrerende groß genug, wird dort der Flammpunkt erreicht.
- Fidelbogen oder Spindel. Der Feuerbohrer wird in einen speziellen Bogen eingespannt. Dieser Bogen erhöht die Drehgeschwindigkeit des Feuerbohrers. Es ist aber auch möglich, ein Feuer ohne Fidelbogen (alleine mit dem Feuerbohrer zwischen den Händen) zu erzeugen.
- Zu dem Fidelbogen gehört ein Druckstück, mit dem man den Feuerbohrer fixieren und auf das Bohrbrett presst, während man mit der anderen Hand den Bogen betätigt.
Dreht sich der Bohrer sehr schnell, wird nicht nur der Kontaktpunkt zum Bohrbrett glühend heiß, sondern es sammelt sich auch Holzabrieb in der Seitenkerbe des Brettes. Bei geübten Händen dauert es nur eine Minute, bis sich der Holzabrieb entzündet. Zusätzlich zum Abrieb kann man noch Zunder in die Kerbe legen, um die Chancen auf die erste Flamme zu verbessern. Eine komplette Anleitung zum Feuerbohren gibt es hier.
Eine in traditionellen Kulturen weit verbreitete Methode ist auch das so genannte Feuersägen. Dabei wird ein Holzstück (die „Säge“) sehr schnell über eine Holzunterlage oder durch einen Spalt gezogen. Bei manchen Konstruktionen wird das sägende Holzstück durch eine lange Schnur aus Pflanzenfasern ersetzt. Vom Feuersägen gibt es zahlreiche Varianten, die viel Geschicklichkeit voraussetzen.
Sichere Feuerstelle
Im Detail gibt es zahllose Methoden, eine Feuerstelle bzw. ein Lagerfeuer zu errichten. Am sichersten ist es, das Feuer auf einem feuchten, nicht brennbaren Untergrund zu errichten. Außerdem sollte der Ort windgeschützt sein und abseits trockener Vegetation liegen. Ein Lagerfeuer im sommerlichen Wald ist meist keine gute Idee.
Wer Steine auf dem Boden und am Rand des Feuerplatzes auslegt, kann das Feuer damit begrenzen. Trotzdem sollte man stets ein wachsames Auge auf die Feuerstelle haben und zur Sicherheit einen Eimer mit Wasser bereitstellen. Das Feuer lässt sich mit Wasser oder mit Sand zuverlässig löschen. Bevor man das Feuer verlässt, muss absolut sicher gestellt sein, dass in der Feuerstelle kein Fünkchen mehr glimmt.