Die Mythologie der zurückliegenden Jahrtausende kennt zahllose Feuer speiende Fabelwesen. Die meisten hatten einen schlangenartigen Körper und weitere Merkmale von anderen Tieren, wie Adlerklauen, Löwentatzen oder Fledermausflügel. Spätestens im Mittelalter verfestigte sich der Glaube an „Drachen“ so sehr, dass viele Gelehrte dieser Zeit sie für real existierende Wesen hielten. In Europa galten sie vorwiegend als verschlagene, bösartige Unglücksboten, die manchmal mit dem Teufel im Bunde waren und nur von einem Helden oder Heiligen besiegt werden konnten. Den chinesischen Drachen wurden meist deutlich positivere Eigenschaften zugeschrieben; auch konnten diese Drachen kein Feuer speien.
Wann und warum der Mythos des Feuerspeiens entstand, ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich wollten die Geschichtenerzähler ihren Furcht einflößenden Geschöpfen mehr Nachdruck verleihen. Und was gab es da Überzeugenderes, als das machtvolle „Element“ Feuer.
Flammende Fabeltiere
Kein echter Drache, sondern ein dreiköpfiges Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange war die Chimäre. Von diesem gefährlichen Ungeheuer berichtete der griechische Dichter Hesiod im 7. vorchristlichen Jahrhundert. Der Held Bellerophon tötete die Chimäre mit einem Bleiklumpen der im feurigen Schlund des Tieres schmolz. Nach dem Fabelwesen benannt ist das griechische Feuerfeld Chimaira: Bei diesem Jahrtausende alten, natürlichen Erdbrand stehen unterirdische Gasvorkommen in Flammen.
Leviathan ist einer der frühesten Drachen. Vor allem die Bibel hat ihn bekannt gemacht. Im Alten Testament, im Buch Hiob, heißt es: „Aus seinen Nüstern fährt Rauch (…) Sein Odem ist wie lichte Lohe und aus seinem Rachen schlagen Flammen empor.“ Laut Bibel tötet schließlich Gott selbst dieses Ungeheuer, gegen das die Menschen vergeblich gekämpft haben. Das Buch Hiob wurde wohl zwischen 300 und 500 v. Chr. niedergeschrieben. Die Figur Leviathan geht aber auf noch ältere vorderasiatische Mythen zurück.
Das angelsächsische Epos „Beowulf“ beschreibt den Kampf des gleichnamigen Helden gegen das Ungeheuer Grendel und gegen einen Feuer speienden Drachen. Beowulf erschlägt den Drachen, wird aber dabei selbst tödlich verletzt. Das vermutlich im 8. Jahrhundert niedergeschriebene Heldengedicht zählt zu den wichtigsten literarischen Zeugnissen seiner Zeit.
Einer der berühmtesten Drachentöter ist Siegfried, ein Held des Nibelungenliedes. Er tötete einen „Lintdrachen“ und badete in dessen Blut, das ihn (beinahe) unverletzlich machte. Nur ein Lindenblatt verdeckte eine Stelle auf Siegfrieds Rücken, während er im Drachenblut lag. Dieses Geheimnis nutzte sein Kontrahent Hagen und tötete ihn hinterrücks mit dem Speer.
Aus Nordspanien (Asturien und Kantabrien) stammt der Mythos von Cuélebre. Dieser Drache spuckt Feuer und Schwefel, hortet Schätze und hält die Quellnymphe Xana gefangen. In einem spanischen Volksbrauch können Männer beim Mitternachtsfest die Nymphe befreien und Cuélebre besiegen. Außerdem heißt es, die Drachenspucke könne sich in einen magischen Stein verwandeln, der Heilkräfte besitze.
In der slawischen Mythologie (z.B. Russland und Bulgarien) heißt der Feuer speiende Drache „Smei“ oder „Żmij“. Dieses männliche, dreiköpfige Wesen hat einen Widerpart – und zwar den weiblichen Drachen Żmija. Die Drachenfrau lebt unter der Erde. Żmij und Żmija symbolisieren auch den jahreszeitlichen Vegetationszyklus, der nur funktioniert, wenn die beiden Geschlechter in Harmonie miteinander leben.
Der Drache Smaug gehört zur phantastischen Welt des britischen Romanautors Tolkien. Smaug spielt eine Hauptrolle in dem verfilmten Roman „Der Hobbit“. Wie so häufig in der Literatur, bewacht der Drache einen gewaltigen Schatz. Smaug hat nur eine einzige verwundbare Stelle, die ihm aber schließlich zum Verhängnis wird. Ein Bogenschütze trifft ihn dort und tötet ihn.
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